Die Rolle des generellen X-Faktors in verschiedenen Regulierungsregimen (Nr. 399) © Photo Credit: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Die Rolle des generellen X-Faktors in verschiedenen Regulierungsregimen (Nr. 399)

Die Rolle des generellen X-Faktors in verschiedenen Regulierungsregimen

Zusammenfassung

Als wesentlicher Bestandteil der deutschen Anreizregulierung bestimmt der generelle X-Faktor maßgeblich die Erlöse der Netzbetreiber. Seitens eines Teils der Branche wird im Rahmen der gegenwärtigen Diskussionen um die Novellierung des Regulierungsrahmens für deutsche Strom- und Gasnetze jedoch nicht nur dessen Höhe, sondern auch dessen grundsätzliche Berechtigung infrage gestellt.  

Eine Anreizregulierung zielt im Gegensatz zu kostenorientierten Ansätzen darauf ab, Wettbewerbsdruck zu imitieren. In einem wettbewerblich organisierten Umfeld zwingen die Wettbewerbskräfte die Marktteilnehmer dazu, Produktivitätsfortschritte zu realisieren und die daraus resultierenden Zusatzgewinne an die Endkunden weiterzureichen. Genau auf diesen Zusammenhang zielt der generelle X-Faktor ab, so dass gewährleistet wird, dass auch im regulierten Umfeld durch technologischen Fortschritt bedingte Produktivitätsfortschritte an die Endkunden weitergereicht werden. 

Für Anreizregulierungen auf Basis einer Preis- oder Erlösobergrenze (wie in Deutschland), weisen wir nach, dass sich der generelle X-Faktor unter Berücksichtigung der Analogie zu Wettbewerbsmärkten unmittelbar aus der Regulierungsformel herleiten lässt. Dessen Verwendung ist somit aus theoretischer Sicht zwingend erforderlich. Dies wird durch die Erfahrungen der anderen näher untersuchten Länder Österreich, Norwegen und den Niederlanden bestätigt.  

Die Frage der Abbildung des Frontier Shifts in einem anreizbasierten Regulierungsregime ist somit letztendlich keine Frage des „Obs", sondern vielmehr des „Wies". Bei der empirischen Ermittlung des generellen X-Faktors plädieren wir aufgrund methodischer und datenseitiger Unsicherheiten für Sensitivitätsanalysen. Neben unterschiedlichen Zeitintervallen, auf die die empirischen Berechnungen gestützt werden (Stützintervalle), sollten auch unterschiedliche Berechnungsmethoden (Malmquist versus Indexnummern) zur Anwendung kommen, um die spezifischen Vorteile der Methoden optimal auszunutzen. In Summe sollte die Berechnung verschiedener Varianten und Spezifikation die Robustheit der Ergebnisse und damit ihre Aussagekraft erhöhen. Die Prognosegüte kann zudem tendenziell verbessert werden, wenn die Rahmenbedingungen, unter denen ein Netzbetreiber im Stützintervall und der Regulierungsperiode agiert, nicht zu verschieden sind. In deutschen Kontext wird daher von Berechnungen abgeraten, die Daten vor 1998 (Beginn der Liberalisierung der Energiemärkte) verwenden. Aufgrund der rollierenden Struktur der deutschen Anreizregulierung und des Beginns des neuen Regimes zum 1.1.2009 sind kürzere Zeitintervalle durchaus gerechtfertigt, zumal Sondereinflüsse aufgrund der Inflationierung der Kostenbasis mit dem Verbraucherpreisindex nur dann ein Problem darstellen, wenn sie asymmetrisch auf den Netzbetrieb und die Gesamtwirtschaft wirken.

Der Diskussionsbeitrag steht zum Download zur Verfügung.

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