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Beschäftigungseffekte von Privatisierung und Liberalisierung im Telekommunikationsmarkt (Nr. 178)

Beschäftigungseffekte von Privatisierung und Liberalisierung im Telekommunikationsmarkt

Dieter Elixmann, Alfons Keuter, Bernd Meyer

Beschäftigungseffekte von Privatisierung und Liberalisierung im Telekommunikationsmarkt
Nr. 178 / November 1997

Zusammenfassung

Der deutsche Markt für Telekommunikationsdienste (TK-Markt) wurde in den zurückliegenden Jahren schrittweise in Grenzbereichen liberalisiert und soll zum 1. Januar 1998 vollständig dem Wettbewerb geöffnet werden. Zudem wurde der Marktführer, die Deutsche Telekom, im Herbst 1996 privatisiert. Das WIK hat in Kooperation mit der Universität Osnabrück eine empirische Untersuchung der mit der Entwicklung des deutschen TK-Marktes verbundenen Beschäftigungseffekte unternommen. Im Mittelpunkt stand die Quantifizierung der direkten und indirekten Beschäftigungseffekte, die v.a. mit zwei Aspekten der Umbruchphase des TK-Marktes verbunden werden können: 1) Den Veränderungen von Volumen und Struktur der Investitionsnachfrage aus dem TK-Markt, die aus den Aufbauinvestments der neuen Anbieter und den angekündigten Investitionskürzungen der DT AG resultieren. 2) Den Veränderungen bei der Vorleistungsnachfrage aus dem TK-Markt, die v.a. von der Unterschiedlichkeit der Produktionsfunktionen der verschiedenen TK-Diensteanbieter herrühren. Implikationen haben aber auch die Preisstrukturänderungen in der gesamten Volkswirtschaft, die durch die wettbewerbsbedingten Reduktionen der TK-Tarife in Gang gebracht werden.

Zur Anwendung kam ein ökonometrisches Modell, mit dem eine Basisprognose sowie Simulationen für verschiedene Entwicklungsszenarien gerechnet wurden. Die gesuchten Effekte konnten dann als Unterschiede in den Werten aller Modellvariablen im Basis- und im jeweiligen Simulationslauf abgeleitet werden. Die von uns unterstellten Investitionsänderungen im TK-Markt führen langfristig zu einer Beschäftigungsminderung um ca. 270.000 Stellen. Aus der von uns angenommenen Veränderung der Preis- und Vorleistungsstrukturen ergeben sich dagegen expansive Impulse für den Arbeitsmarkt, die bis 2005 zu rund 220.000 zusätzlichen Stellen führen. Als Ergebnis aller Änderungen, die als Folgen von Privatisierung und Liberalisierung im TK-Sektor berücksichtigt wurden, zeigen sich mittelfristig Beschäftigungsgewinne (+87.000), langfristig ergibt sich jedoch ein negativer Saldo (-76.000). Von der Entwicklung profitieren können v.a. kurz- und mittelfristig die Investitionsgüterindustrie (Elektronik, Maschinenbau) sowie öffentliche und private Dienstleister, negative Auswirkungen hat sie für den Baubereich.

Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, daß langfristig durch die Veränderungen im TK-Markt Beschäftigungsverluste nicht auszuschließen sind. Es ist jedoch gleichzeitig darauf hinzuweisen, daß unsere Annahmen an das Tempo der Entwicklung der neuen Wettbewerber als auch an das Ausmaß der durch Wettbewerb in Gang gesetzten Preisreduktionen eher vorsichtig sind. Parallel dazu haben wir bei den Investitionen der Telekom signifikante Rückgänge vorgegeben. Es kann daher auch längerfristig zu Beschäftigungsgewinnen kommen, wenn von günstigeren als den hier angenommenen Bedingungen auszugehen ist. Bezüglich der Veränderung der Qualifikationen der TK-Beschäftigten ist festzuhalten, daß es einen Trend zu weniger technisch und mehr betriebswirtschaftlich vorgebildetem Personal gibt. Das durchschnittliche Qualifikationsniveau steigt dabei deutlich an. In fast allen relevanten Berufsgruppen wird es längerfristig keine Engpässe geben. Befragungsergebnisse deuten aber auf kurz- und mittelfristig auftretende Knappheiten bei der Versorgung von TK-Unternehmen mit Personal mit spezifischen Qualifikationen.