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Theorie und Praxis des Resale-Prinzips in der amerikanischen Telekommunikationsregulierung (Nr. 231)

Neuer Diskus: Theorie und Praxis des Resale-Prinzips in der amerikanischen Telekommunikationsregulierung

Prof. Dr. Ingo Vogelsang

Theorie und Praxis des Resale-Prinzips in der amerikanischen Telekommunikationsregulierung
Nr. 231 / Januar 2002

Zusammenfassung

Resale ist seit über 25 Jahren ein fester Bestandteil der Regulierung und des Wettbewerbs im amerikanischen Telekommunikationssektor. Dabei beruhten die Regulierungsvorgaben zunächst auf dem Prinzip angemessener Tarifbedingungen und der Nichtdiskriminierung gegen Kundengruppen. Aus diesem Prinzip ließ sich die Ausnutzung von Mengenrabatten durch Reseller ableiten. Dieses ursprüngliche Resale-Gebot der FCC war unabdingbar für den Aufbau von flächendeckendem Wettbewerb im amerikanischen Fernnetzbereich, da die zunächst nur über sporadische Netze verfügenden Konkurrenten von AT&T sonst nicht als vollwertige Anbieter hätten auftreten können. Nachdem die anderen Wettbewerber später über flächendeckende Netze verfügten, entstand eine zweite Resale Welle, die noch heute unvermindert andauert und auf dem Vorliegen von Überkapazitäten in den Übertragungsnetzen basiert.

Resale ist im Telecommunications Act of 1996 (1996 Act) ein gleichberechtigter Teil einer dreiteiligen Wettbewerbsstrategie für das Ortsnetz, wobei die anderen Teile voller Netzaufbau und die Ergänzung durch entbündelte Netzelemente (wie Teilnehmeranschlussleitungen) sind. Der 1996 Act dehnte die Resale-Verpflichtung auf alle Dienste von Ortsnetzanbietern aus und schrieb Großhandelsrabatte für die Endnutzerdienste dominanter Ortnetznetzbetreiber vor. Wegen der oft quersubventionierten Ortnetztarife war nur so Resale und Wettbewerb im Ortnetz zu erwarten. Die neue Verpflichtung erstreckt sich folglich auch auf nicht kostendeckende Dienste, Sonderverträge und Bündelangebote.

Wegen des Widerstandes der dominanten Ortnetzbetreiber und der Kompliziertheit von Ortsnetz-Resale wären die Resale-Bestimmungen des 1996 Act nur sehr schwer durchsetzbar gewesen, wenn die FCC und die staatlichen PUCs nicht den großen Regional Bell Operating Companies als Belohnung für aktive Unterstützung des Ortsnetzwettbewerbs den Marktzutritt im Fernnetzbereich hätten anbieten können. Dieser Anreiz hat letztlich dazu geführt, dass nunmehr in einer Reihe großer Staaten für Reseller mit Hilfe elektronischer Schnittstellen direkter Zugang zum Bestellsystem, Installationen, Reparaturen und Auskünften der dominanten Ortsnetzanbieter besteht.

Der amerikanische Regulierungsansatz bei Resale bezieht sich auf das Common Carrier Prinzip, das praktisch alle Anbieter von Telekommunikationsdiensten einschließt, und auf die Marktmacht der dominanten Ortsnetzbetreiber. Von Common Carriern wird die Zulassung diskriminierungsfreien Wiederverkaufs ihrer Dienste verlangt, während die dominanten Ortsnetzbetreiber Großhandelsrabatte einräumen müssen.

Lehren aus den Resale-Bestimmungen und Erfahrungen der USA sind insbesondere, dass Resale zu einem ausgewogenen Infrastruktur- und Dienstewettbewerb gehört, dass dazu spezielle Resale-Bestimmungen notwendig sind und dass Resale sowohl zur Initiierung des Wettbewerbs benötigt wird als auch langfristig Bestand hat.

Der Diskussionsbeitrag steht zum Download zur Verfügung.