Produktivitäts- und Effizienzmessung im Eisenbahn­infrastruktursektor - Methodische Grundlagen und Schätzung des Produktivitätsfortschritts für den deutschen Markt (Nr. 318) © Photo Credit: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Produktivitäts- und Effizienzmessung im Eisenbahn­infrastruktursektor - Methodische Grundlagen und Schätzung des Produktivitätsfortschritts für den deutschen Markt (Nr. 318)

Neuer Diskussionsbeitrag:
Produktivitäts- und Effizienzmessung im Eisenbahn­infrastruktursektor - Methodische Grundlagen und Schätzung des Produktivitätsfortschritts für den deutschen Markt

Gernot Müller

Produktivitäts- und Effizienzmessung im Eisenbahn­infrastruktursektor - Methodische Grundlagen und Schätzung des Produktivitätsfortschritts für den deutschen Markt

Nr. 318 / Januar 2009

Zusammenfassung

Die Bundesnetzagentur hat am 26. Mai 2008 ihren Abschlussbericht zur Einführung einer Anreizregulierung im Eisenbahnsektor vorgelegt. Ein zentrales Element der geplanten Price-Cap-Formel ist der X-Faktor, der den allgemeinen Produktivitätsfortschritt und spezifische Effizienzsteigerungspotentiale abbilden soll, wobei eine Unterscheidung in mehrere Unternehmensgruppen und Produktkörbe geplant ist. Hieraus folgt die Notwendigkeit, praxistaugliche Konzepte zur Kalkulation genereller und individueller X-Faktoren für verschiedene Eisenbahninfrastrukturunternehmen und -teilmärkte zu entwickeln. Dies bedingt vor allem konkrete Überlegungen zur Auswahl geeigneter Variablen und Daten sowie zur methodischen Vorgehensweise. Außerdem sind empirische Studien auszuwerten, ausländische Regulierungs-erfahrungen zu analysieren und Berechnungen zu einem generellen X-Faktor für Deutschland anzustellen.

Für die Bestimmung der Produktivitätsveränderung sollten Indexzahlen verwendet und auf aggregierte Daten des Sektors zurückgegriffen werden. Empfehlenswert ist dabei zumindest in der Anfangsphase die Nutzung des Törnqvist-Index zur Ermittlung einer totalen Faktorwertproduktivität und ggf. ergänzend partieller Produktivitäten. Auf lange Sicht können auch die Malmqvist-DEA und eine ökonometrische Schätzung von Produktions- oder Kostenfunktionen Berücksichtigung finden. Bezüglich der Messung der relativen Effizienzniveaus sind die parametrische Datenumhüllungsanalyse und/oder die nicht-parametrische Stochastische Effizienzgrenzenanalyse auf der Basis von Translog-Funktionen zu bevorzugen; bei der Auswahl muss eine Abwägung anhand verschiedener Kriterien getroffen werden. Inputmengen- oder kostenbasierte Ansätze sollten gegenüber einer Output-, Erlös- oder Gewinnorientierung bevorzugt werden.

Ein solches methodisches Vorgehen wird auch durch die Auswertung der bisher durchgeführten Studien zur Produktivitätsentwicklung und zum Effizienzniveau im Eisenbahnmarkt gestützt; allerdings gibt es kaum spezifische Aussagen zum Eisenbahninfrastruktursektor. Angesichts der oftmals noch unzureichenden Datenverfügbarkeit sollten außerdem – wie vom britischen Eisenbahnregulierer praktiziert – unternehmensinterne Vergleiche, externe Benchmarkings mit anderen Sektoren und/oder Staaten sowie ingenieurwissenschaftliche Bottom-up-Analysen und -Kostenmodelle implementiert werden.

Die bisher durchgeführten empirischen Studien ermittelten für den Eisen-bahnsektor ein jährliches Produktivitätswachstum von durchschnittlich 0 bis 3 %. Die vom Autor vorgenommenen Berechnungen für den deutschen Eisen-bahnsektor auf der Basis von Daten der VGR und der Deutsche Bahn AG führten zu Werten von 0,08 % (Xgen = -0,16 %) bzw. 3,04 % (Xgen = 2,80 %). Angesichts der notwendigen Annahmen und bestimmter Einschränkungen an die Datenverfügbarkeit und -verlässlichkeit sind die Ergebnisse jedoch mit Vorsicht zu interpretieren. Sieht man von einem externen Benchmarking ab, so sind Schätzungen zum Niveau bzw. zum unternehmensbezogenen Aufholpotential bei der Effizienz aufgrund fehlender Daten für Deutschland zurzeit nicht möglich.

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