Der Postzeitungsdienst und die Wettbewerbssituation auf dem Zustellmarkt für Presseerzeugnisse (Nr. 74) © Photo Credit: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Der Postzeitungsdienst und die Wettbewerbssituation auf dem Zustellmarkt für Presseerzeugnisse (Nr. 74)

Der Postzeitungsdienst und die Wettbewerbssituation auf dem Zustellmarkt für Presseerzeugnisse

Frank Pieper

Der Postzeitungsdienst und die Wettbewerbssituation auf dem Zustellmarkt für Presseerzeugnisse
Nr. 74 / November 1991

Zusammenfassung

Der Postzeitungsdienst wird in der Öffentlichkeit in Verbindung mit der Sicherung von Pressefreiheit und Meinungsvielfalt gesehen. Die in diesem Zusammenhang diskutierte Frage nach der Einbeziehung des Postzeitungsdienstes in das Pflichtleistungsspektrum gem. § 25(2) PostVerfG ist der Ausgangspunkt dieser Arbeit.

In einer Wettbewerbswirtschaft stellt eine Regulierung die zu begründende Ausnahme dar. Sollten daher die mit dem Postzeitungsdienst gewünschten Ziele wie günstiges Tarifniveau, diskriminierungsfreier Zugang zum Pressevertrieb oder flächendeckende Zustellung mit einer freien Wettbewerbslösung zu erreichen sein, entfällt die Notwendigkeit einer Pflichtleistung für den Postzeitungsdienst. In dieser Arbeit wird die Wettbewerbssituation auf dem Zustellmarkt für Presseerzeugnisse untersucht. Auf dem relevanten Markt sind die Verhältnisse für Zeitungen und Zeitschriften zu unterscheiden. Im Bereich der Tageszeitungen dominiert aufgrund der hohen Zeitempfindlichkeit die Verlags- bzw. Agenturzustellung. Abonnierte Zeitschriften hingegen werden ganz überwiegend durch die Post ausgetragen. Eine marktbeherrschende Stellung läge für die DBP POSTDIENST dann vor, wenn keine potentielle Konkurrenz vorhanden ist.

Marktzutrittsschranken wurden in dieser Arbeit in Grenzen durch Größen- und Verbundvorteile in Verbindung mit sunk costs und durch eine besondere Qualitätsreputation identifiziert. Diese Vorteile werden jedoch teilweise durch die zu vermutenden Ineffizienzen im Verbunddienst Briefzustellung wieder aufgezehrt. Ein möglicher Markteintritt wird sich an den identifizierten Zutrittsschranken orientieren. Zunächst würde also ein Zustelldienst in Ballungsgebieten für großauflagige Zeitschriften angeboten. Bei einem zu erwartenden Erfolg wird eine Ausdehnung des Zustellangebotes auf weitere Zeitschriftentitel erfolgen. Eine denkbare aber wohl unwahrscheinliche letzte Aus-baustufe stellt einen flächendeckenden Alternativen Zustelldienst für alle Zeitungen und Zeitschriften dar.

Die aufgezeigten Faktoren führen zu einem Wettbewerbsdruck, der die DBP zwingt, ihre Leistung zu Tarifen anzubieten, die auch die Kosten der Leistungserstellung eines AZD widerspiegeln. Auch ohne eine staatliche Regulierung sieht sich die DBP POSTDIENST in einer Lage, in der sie ihre derzeit starke Marktstellung nicht mißbräuchlich ausnutzen kann.