Internationale Postdienste und Lieferketten im E-Commerce (Nr. 530) © Photo Credit: Connect world - stock.adobe.com

Internationale Postdienste und Lieferketten im E-Commerce (Nr. 530)

In den letzten zehn Jahren ist der grenzüberschreitende Onlinehandel in die EU, besonders aus China, durch Plattformen wie Shein und Temu stark gewachsen. Der Diskussionsbeitrag mit dem Titel „Auswirkungen veränderter Rahmenbedingungen im internationalen Postverkehr auf die Lieferketten im E-Commerce“ befasst sich mit der Rolle des internationalen Postversands im grenzüberschreitenden Onlinehandel.

Zwei Hauptmodelle prägen den grenzüberschreitenden E-Commerce: Direktversand und das B2B2C-Modell. Beim Direktversand wird die Ware direkt aus der Ursprungsregion, meist China, verschickt. Dies ist für lokale Verkäufer i.d.R. günstiger, jedoch mit längeren Lieferzeiten verbunden. Im B2B2C-Modell werden die Waren per Container in die Zielregion transportiert und eingelagert. Die Abwicklung der Bestellung erfolgt aus diesen Lagern, was schnellere Lieferzeiten ermöglicht, aber mit höheren Kosten für die Verkäufer verbunden ist. Ein bekanntes Beispiel für die Anwendung des B2B2C-Modells einer vertikal integrierten Handelsplattform ist Fulfilment by Amazon (FBA). Beim Direktversand hat sich das Angebot internationaler Konsolidierer mit spezialisiertem Angebot für den Versand von E-Commerce-Sendungen erweitert, von postnahen Konsolidierern auf logistiknahe Konsolidierer und mit dem Aufkommen von Shein und Temu auf vertikal integrierte Onlinehandelsplattformen, die für ihre Händler neben den Verkauf auch den grenzüberschreitenden Versand abwickeln. Die Entwicklungen haben im Direktversand zu einer Verkürzung der Lieferzeiten und aufgrund erheblicher Skaleneffekte und der Nachfragemacht der Plattformen gegenüber Transport- und Zustellunternehmen zu sinkenden Durchschnittspreisen im Transport geführt.

Bis 2020 dominierten im grenzüberschreitenden Versand traditionell der Postkanal (für Waren mit niedrigem Wert) und internationale Expressdienste (für Waren mit hohem Wert). Reformen im Weltpostverein, insbesondere die Einführung der sogenannten Self-Declared Rates, führten jedoch zu deutlichen Preissteigerungen, um die Zustellkosten in Industrieländern besser zu decken. Gleichzeitig verschlechterte sich während der COVID-19-Pandemie die Qualität des internationalen Postverkehrs durch längere und unzuverlässige Laufzeiten.

Der Bedeutungsverlust des Postkanals führt tendenziell zu einem intensiveren Wettbewerb unter Zustelldienstleistern. Konsolidierer können frei wählen, mit welchen Dienstleistern sie in Zielregionen zusammenarbeiten. Dennoch halten sich die Auswirkungen auf den Zustellwettbewerb in Deutschland in Grenzen, da die Deutsche Post sowohl wegen ihrer starken Wettbewerbsposition als Zustelldienstleister im deutschen Brief- und Paketmarkt als auch über andere Konzernbereiche (DHL eCommerce und DHL Global Forwarding) erfolgreich als internationaler Konsolidierer agiert.