Ingo Vogelsang
Zur Privatisierung von Telefongesellschaften
Nr. 101 / November 1992 Zusammenfassung
Drei Jahre nach Inkrafttreten der ersten Postreform mit ihrer Trennung von hoheitlichen und unternehmerischen Funktionen und ihrer organisatorischen Verselbständigung der drei Unternehmen vom Bundespostministerium wird in Deutschland eine zweite Postreform heiß diskutiert. Diesmal geht es um die Umwandlung der DBP Telekom in eine AG mit anschließender Teilprivatisierung. Der vorliegende Aufsatz möchte zu dieser Diskussion einen sachlichen Beitrag leisten. Der Verfasser argumentiert, daß sowohl die ökonomische Theorie der Institutionen als auch meßbare Erfahrungen von Privatisierungen im Ausland erwarten lassen, daß solch eine zweite Postreform aller Wahrscheinlichkeit nach zu einer Besserstellung aller wichtigen beteiligten Gruppen, insbesondere der Verbraucher, des Bundes und der Beschäftigten der DBP Telekom führen wird.
Die ökonomische Institutionentheorie hat herausgearbeitet, daß der Staat bei Unternehmen mit öffentlich-rechtlicher Organisationsform auf Dauer weder genügend Anreize fur Produktionseffizienz und marktgerechtes Verhalten setzt, noch garantieren kann, die DBP Telekom aus der Tagespolitik und Interessengruppenpolitik herauszuhalten. All dies geht zu Lasten der nationalen und internationalen Wettbewerbsfähigkeit und des innovativen Diensteangebots der DBP Telekom.
Am Beispiel der Privatisierung der British Telecom wird gezeigt, wie Umwandlung und Privatisierung einer Telefongesellschaft praktisch durchführbar sind und worin die Erfolge dieser Politik liegen. Diese Erfolge werden überdies von einer größeren Zahl von Privatisierungsstudien der Weltbank untermauert.
Als Schlußfolgerung aus der Analyse erscheinen die Risiken der zweiten Postreform gering zu sein, während die daraus resultierenden Chancen groß sind. Demgegenüber sind die Risiken aus einer Beibehaltung des status quo groß und die Chancen gering.