Matthias-W. Stoetzer
Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Telekommunikationsindustrie
Nr. 136 / November 1994
(vergriffen)
Zusammenfassung
Die Telekommunikation gilt gegenwärtig als eine zukunftsträchtige und dynamische Branche par excellence. Damit rückt die Frage der deutschen Positionen in den Telekommunikationsmärkten in den Mittelpunkt des Interesses. Die vorliegende Studie untersucht diese Frage für die beiden Marktsegmente der TK-Geräte und der TK-Dienste.
Generell gilt, daß die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen TK-Industrie gegenwärtig positiv zu beurteilen ist, aber eine Reihe struktureller Schwächen aufweist, die vermehrte Anstrengungen für die Zukunft erfordern. Die TK-Geräteindustrie stellt sich im Vergleich zu anderen Bereichen der IuK-Techniken kurzfristig relativ gut dar. Dies gilt aber in erster Linie für die Systemtechnik. Im Bereich der Endgeräte bspw. Faxgeräte, Modems und Telefone sieht die Situation erheblich schlechter aus und auch bei der Systemtechnik sind Anzeichen für eine zukünftige Verschlechterung unübersehbar.
Der Sektor der TK-Dienste weist zwei Besonderheiten auf, die bei einer Analyse der Wettbewerbsfähigkeit zu berücksichtigen sind. Erstens handelt es sich bei TK-Diensten überwiegend um Dienstleistungen, die nicht export- und importfähig sind. Die Untersuchung kann sich daher nicht auf den Produktionsstandort Deutschland beziehen, sondern muß sich auf deutsche Unternehmen konzentrieren. Zweitens sind mit dem Sprachtelefon- und Übertragungswegemonopol der DBP Telekom ungefähr 80 % des Marktvolumens bei TK-Diensten vom Wettbewerb ausgeschlossen.
Trotz dieser Einschränkungen lassen verschiedene Indikatoren Rückschlüsse auf die Wettbewerbsfähigkeit zu. Für das Preisniveau des internationalen Sprachtelefondienstes der DBP Telekom ist klar zu erkennen, daß die betreffenden Tarife (noch) nicht konkurrenzfähig sind. Auch bei den Direktinvestitionen deutscher Unternehmen (DBP Telekom, Mannesmann) im Ausland in den zukunftsträchtigen Mobilfunkmärkten ergibt sich ein Rückstand im Vergleich zu wichtigen ausländischen TK-Diensteanbietern.
Die Gründe für diese Situation bei den TK-Geräten und -Diensten sind zu einem erheblichen Teil der späten Liberalisierung der deutschen TK-Märkte zuzuschreiben. Sonstige ungünstige Rahmenbedingungen - wie Löhne und Lohnnebenkosten usw. - spielen sicherlich auch eine Rolle, können aber nicht als generelle Erklärung für alle Schwächen der deutschen TK-Industrie dienen.
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