Uwe Rabe
Konzeptionelle und operative Fragen von Zustellnetzen
Nr. 177 / November 1997
Zusammenfassung
Zustellnetze sind komplexe Gebilde, deren konzeptionelle Gestaltung und tägliches Management erhebliche Probleme aufwirft. Wesentlich Ursache hierfür ist der dominante Einfluß des Faktors "Mensch".
Der Mechanisierung und Automatisierung von Zustelltätigkeiten sind enge Grenzen gesetzt. Die Deutsche Post AG erprobt die Einführung von maschineller Gangfolge-sortierung, baut ein teilautomatisiertes System für die Nachsendung von Briefpost bei Umzügen auf und verstärkt den Einsatz von Informationstechnologie für die Steuerung und Optimierung ihrer Zustellnetze.
Ein Schwerpunkt der Modernisierungsaktivitäten ist darauf gerichtet, mit dem Einsatz von geographischen Datenbanken und Methoden des Operations Research optimale Zustellnetzstrukturen (Standorte, Routen) zu schaffen und schneller als bisher veränderten Umfeldbedingungen anpassen zu können.
Die Arbeits- und Tarifbedingungen für die Zusteller müssen zusammen mit den Gewerkschaften auf die Herausforderungen des zunehmenden Wettbewerbs ausgerichtet werden. Erste Erfolge sind auf den Gebieten der Gruppenarbeit und der Stückentlohnung erzielt worden. Die in diesen Modellen enthaltenen leistungsbezogenen Bezahlungselemente haben die breite Zustimmung der Zusteller gefunden.
Wenn es ein Erfolgsrezept für Zustellnetze gibt, dann muß dieses nach Auffassung des Verfassers mindestens folgende Elemente enthalten:
- Effiziente Netzstrukturen (optimale Standorte und Routen von Zustellern),
- wettbewerbsfähige Arbeits- und Tarifbedingungen und
- motivierte Zusteller.
Nur über motivierte Zusteller ist eine hohe Kundenzufriedenheit erreichbar, die im Servicegeschäft als Voraussetzung für Kundenloyalität unverzichtbar ist. Die Deutsche Post AG wird ihre Anstrengungen auf diesem Gebiet erheblich verstärken, um bei den Kunden "erste Wahl" zu bleiben. Sie fürchtet den Wettbewerb in der Zustellung nicht, wenn der Gesetzgeber für alle Marktteilnehmer faire Rahmenbedingungen setzt.