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Strategien der Internationalisierung im Telekommunikationsmarkt (Nr. 220)

Strategien der Internationalisierung im Telekommunikationsmarkt

Dieter Elixmann, Martin Wörter

Strategien der Internationalisierung im Telekommunikationsmarkt
Nr. 220 / Mai 2001

Zusammenfassung

Ziel der vorliegenden Untersuchung ist erstens, den "status quo" der gegenwärtigen Internationalisierung (FDI) in den europäischen TK-Märkten in systematischer Weise darzustellen, zweitens dominante Strategien in Form von Archetypen herauszuarbeiten, drittens Antriebskräfte für die künftige Internationalisierung abzuleiten und viertens ein Szenario der Internationalisierung in mittelfristiger Sicht zu entwerfen. Die Untersuchung teilt dabei einen nationalen TK-Markt definitorisch in drei große Bereiche: den Festnetzmarkt, den Mobilfunkmarkt und den hier sogenannten erweiterten TK-Markt. Letzterer umfasst die Segmente Internet Service Provider (ISP), Backbone Provider, Anbieter von lokalem Access (City Carrier, Betreiber von Metropolitan Area Networks (MANs), Betreiber von Datenzentren) und Anbieter von Medien bzw. Inhalten. Der geographische Raum Europa umfasst in der vorliegenden Untersuchung die EU-15 Länder, Norwegen, Schweiz sowie die 13 EU-Beitrittskandidaten (inkl. Türkei).

Die empirische Bestandsaufnahme des status quo zeigt, dass in Europa in den beiden Zielbereichen Festnetz und Mobilfunk insgesamt im Wesentlichen ca. 15 Unternehmen international aktiv sind. Bezieht man die Segmente des erweiterten TK-Markts mit ein so steigt die Zahl der relevanten aktiven Unternehmen in Europa auf über 30. Die Aktivitäten der gegenwärtig jenseits ihrer Landesgrenzen in Europa im Festnetz- und Mobilfunkbereich tätigen Spieler lassen sich insgesamt zu sechs Archetypen zusammenfassen: (a) Non-Players, (b) Leichtgewichte, (c) Hybrid-EU-15, (d) Hybrid-europaweit, (e) Mobilfunkspezialisten. Die Archetypen sind zahlenmäßig sehr unterschiedlich mit Unternehmen besetzt. Ein überraschendes Ergebnis unserer Analyse ist, dass dem a-priori denkbaren Archetyp (f) Festnetzspezialisten überhaupt kein Unternehmen zugeordnet werden kann. Die Unternehmen der einzelnen Archetypen haben eine sehr unterschiedliche Positionierung mit Blick auf Aktivitäten im erweiterten TK-Markt.

Die folgenden Antriebskräfte üben auf die heutigen Archetypen sowohl mit Blick auf die definierenden Merkmale einzelner Archetypen als auch auf die Zuordnung von Unternehmen zu einem Archetyp einen wichtigen Einfluss aus: (a) Fortschreitende Liberalisierung von nationalen TK-Märkten, (b) Realisierung von Größenvorteilen, (c) Strategische Repositionierung von bereits aktiven Spielern sowie (d) finanzielle Erfordernisse und Kapitalmarktanforderungen.

Insgesamt wird sich die Zahl der Spieler, die in den europäischen Festnetz- und Mobilfunkmärkten bzw. in den Segmenten des erweiterten TK-Marktes mit Internationalisierungsaktivitäten präsent sind, in der Zukunft nicht wesentlich ändern. Unsere Analysen zeigen, dass wir auch in Zukunft im aggregierten Festnetz- und Mobilfunkbereich die Archetypen Non-Player, Hybrid-europaweit und Mobilfunkspezialisten vorfinden werden; die beiden Archetypen Leichtgewichte und Hybrid-EU-15 verschwinden jedoch in dieser Form. Stattdessen treten in Zukunft zwei weitere hybride Formen der Internationalisierung (Hybrid-selektiv, Hybrid-regional) auf. Im Unterschied zu "heute" wird der Archetyp Festnetzspezialisten "morgen" mit zumindest einem Unternehmen besetzt sein.