Dieter Elixmann, Cornelia Stappen
Nr. 240: Regulierungs- und wettbewerbspolitische Aspekte von Billing- und Abrechnungsprozessen im Festnetz
Januar 2003
Zusammenfassung
Die vorliegende Studie befasst sich mit Billing- und Abrechnungsprozessen im Festnetz und fokussiert dabei auf Sprachtelefon- und Mehrwertdienste.
Für die Erstellung einer Telefonrechnung müssen vielfältige Arten von Telekommunikationsdiensten in speziellen unternehmenseigenen Systemen zur Rechnungserstellung, den so genannten Billingsystemen, verarbeitet werden. Generell lässt sich der Billingprozess in die drei Schritte Accounting, Billing Mediation und Billing im engeren Sinne unterteilen.
Die wesentliche Herausforderung im Billing- und Abrechnungsprozess ist, dass in einer arbeitsteiligen Welt wie sie für heutige wettbewerblich organisierte Telekommunikationsmärkte die Regel ist nicht alle beteiligten Netzbetreiber notwendigerweise über alle rechnungsrelevanten Informationen verfügen.
In Deutschland finden zwei unterschiedliche Abrechnungsverfahren, das Online- Billing und das Offline-Billing, Anwendung.
Insbesondere im Fall der Einführung von Premium Rate Diensten (0900-Nr.) zu Beginn des Jahres 2003 zeigt sich, dass Informationsasymmetrien ein wesentliches Problem bei der Abrechnung der Dienste sind. Für die Bewältigung dieses Informationsproblems werden unter den Netzbetreibern zwei technische Lösungen diskutiert: dezentrale Portierungsdatenbanken und der Originating Network Identification Parameter (ONIP). Eine weitere Lösung in Form einer zentral geführten Portierungsdatenbank bietet das Clearinghaus Nexnet an.
Die Präferenzen der Marktteilnehmer für die eine oder andere Lösung stellen sich als sehr heterogen dar und sind vor allem auf unterschiedliche Interessenlagen und Abhängigkeiten zwischen der DTAG und ihren Wettbewerbern zurückzuführen.
Die für die Abrechnung der Premium Rate Dienste wünschenswerte Einigung der Netzbetreiber auf eine einheitliche Lösung wird daher absehbar nicht zustande kommen. Auch ist unklar wie die von Nexnet angebotene Lösung von den Netzbetreibern angenommen werden wird.
Unabhängig von den bestehenden Abrechnungsproblemen werden Premium Rate Dienste zu Beginn des Jahres 2003 in Deutschland eingeführt werden. Mit Blick auf die mögliche Marktstruktur nach dem 1. Januar 2003 lässt sich antizipieren, dass die DTAG aufgrund von Informations- und Größenvorteilen zunächst einen Wettbewerbsvorteil in diesem Marktsegment erreichen kann. Von Seiten alternativer Netzbetreiber in diesem Segment ist mit Blick auf einen unmittelbaren Markteintritt eine gewisse Zurückhaltung spürbar. Belastbare Aussagen zur langfristigen Perspektive eines Engagements dieser Spieler lassen sich derzeit nicht ableiten.
Der Diskussionsbeitrag steht zum Download zur Verfügung.