Anette Metzler, Cornelia Stappen unter Mitarbeit von Dieter Elixmann
Aktuelle Marktstruktur der Anbieter von TK-Diensten im Festnetz sowie Faktoren für den Erfolg von Geschäftsmodellen
Nr. 247 / September 2003
Zusammenfassung
Die vorliegende Studie setzt sich zum Ziel, fünf Jahre nach der Liberalisierung des deutschen TK-Marktes einen vertieften Blick in die Marktsituation zu werfen und die Erfahrungen und Herausforderungen der Marktteilnehmer mit Blick auf eine erfolgreiche Positionierung im Wettbewerb zu beleuchten. Vor diesem Hintergrund befasst sich die Studie mit den Geschäftsmodellen folgender Anbietergruppen: nationale Anbieter, regionale Anbieter (City Carrier), Internet Service Provider / Datendiensteanbieter, Carrier Selection Anbieter und Mehrwertdiensteanbieter. Die Ergebnisse der Studie basieren zum einen auf Desk Research und zum anderen auf einer Vielzahl von Interviews mit Know-how-Trägern bedeutender alternativer Carrier und Verbänden in Deutschland.
Die Studie arbeitet erstens Ergebnisse heraus hinsichtlich der Markt- und Wettbewerbssituation in den einzelnen Anbietergruppen und analysiert deren Implikationen für den gesamten TK-Markt in Deutschland. Zweitens werden Merkmale für eine erfolgreiche Positionierung der Anbietergruppen im Markt analysiert. Drittens steht im Zentrum, den Einfluss von spezifischen Rahmenbedingungen für den TK-Markt in Deutschland auf die Geschäftsmodelle der Anbieter abzuleiten.
Unsere Untersuchung zeigt, dass nationale Anbieter und City Carrier ihre Infrastruktur im Wesentlichen nur (noch) punktuell ausbauen. Dies bedeutet in der Konsequenz, dass es absehbar zu keiner nachhaltigen Intensivierung des Infrastrukturwettbewerbs in Deutschland kommen wird. Insbesondere wird man davon ausgehen können, dass in ländlicheren Gebieten die DTAG auf den Endkundenmärkten weiterhin der entscheidende Anbieter bleiben wird und auch die alternativen Anbieter in diesen Regionen im Wesentlichen auf die Vorleistungen der DTAG angewiesen bleiben. Als Erfolgsfaktoren für die Marktpositionierung sind vor allem zu nennen der Zugang zu strategisch wichtigen Ressourcen im Hinblick auf den Endkunden, Kooperationen mit Anbietern auch anderer Wertschöpfungsstufen und die erfolgreiche Differenzierung im Wettbewerb durch das angebotene Diensteportfolio sowie das Marketing und das eigene Image. Die Untersuchung arbeitet schließlich heraus, dass die Faktoren Nachfrage, Kapitalmarkt, technischer Fortschritt und Regulierung einen mehr oder weniger prägenden Einfluss auf die Geschäftsmodelle der TK-Anbieter in Deutschland haben. Die Anbieter sehen sich sowohl bei Geschäfts- als auch Privatkunden einer gestiegenen Preissensibilität gegenüber. Der Einfluss des Kapitalmarktes ist gravierend gestiegen; es wird zunehmend auf die gegenwärtige bzw. kurzfristige Ertragssituation der Unternehmen abgestellt. Wettbewerber im deutschen TK-Markt können heute offenbar weitaus schwieriger Kapital für Expansions- und Innovationspläne bekommen als früher. Der technische Fortschritt hat gegenwärtig eher eine beschränkte Bedeutung für die Geschäftsmodelle; jedenfalls spielt in Deutschland der Netzausbau unter dem Primat der Umsetzung des technischen Fortschritts mit dem Ziel der Produktinnovationen absehbar eine eher untergeordnete Rolle. Die Bedeutung der Regulierung erscheint für die Wettbewerber im Hinblick auf den Markteintritt, den Infrastrukturausbau sowie den Zugang zum Endkunden nicht minder prägend zu sein als zu Beginn der Liberalisierung.
Der Diskussionsbeitrag steht zum Download zur Verfügung.