Ralf G. Schäfer
Das Verhalten der Nachfrager im deutschen Telekommunikationsmarkt unter wettbewerblichen Aspekten
Nr. 250 / Dezember 2003
Zusammenfassung
Mit der vollständigen Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes in Deutschland haben sich sowohl für private als auch für geschäftliche Nachfrager im Festnetz vielfältige Alternativen zum Diensteangebot des Ex-Monopolisten ergeben. Der wirtschaftliche Erfolg der einzelnen Anbieter hängt u.a. davon ab, ob eine ausreichende Anzahl von Nachfragern erreicht wird. Das bedeutet insbesondere, dass den Nachfragern die Möglichkeiten und Vorteile des TK-Wettbewerbs bewusst sind.
Untersuchungen zu den Auswirkungen des Wettbewerbs im deutschen TK-Marktes haben sich bisher primär auf die Angebotsseite und auf Anbieterstrukturen fokussiert. Empirisch belastbare Untersuchungen zu den Auswirkungen dieses TK-Wettbewerbs auf das Verhalten der Nachfrager sind in Deutschland öffentlich nur in geringem Umfang vorhanden. Die vorliegende Arbeit greift dieses Themenfeld auf und zielt darauf ab, die Informationslücke mit wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen zu verkleinern.
Zentrales Anliegen der Studie ist es daher, das TK-Verhalten der Nachfrager auf empirischer Basis zu untersuchen. Datengrundlage bildet eine extern durchgeführte repräsentative Marktforschungserhebung bei Haushalten und Unternehmen in Deutschland. Die Analyse dieser Daten ist darauf ausgerichtet, das Verhalten der Nachfrager vor dem Hintergrund des durch den Wettbewerb im deutschen TK-Markt geschaffenen Handlungsspielraums zu beschreiben und zu erklären. Im Mittelpunkt steht der Markt für Festnetz-Sprachtelefonie. Gleichwohl werden komplementäre Aspekte zur Mobilfunk- und Internetnutzung fallweise mit einbezogen, um bei spezifischen Fragestellungen ein vollständiges Bild zu vermitteln.
Die Studie liefert im Ergebnis detaillierte Informationen zu vier Themenkomplexen des Nachfragerverhaltens in deutschen TK-Markt:
- Kenntnisstand der Nachfrager über die Möglichkeiten des Wettbewerbs im Festnetz,
- Ausmaß der Nutzung von Wettbewerbsmöglichkeiten auf Nachfragerebene,
- Unterschiede in Bekanntheit und Nutzung zwischen Nachfragertypen,
- Motive für das Verhalten der Nachfrager bei der Auswahl von TK-Anbietern.
Relevant sind die Untersuchungsergebnisse sowohl für Politik und Regulierung als auch für TK-Anbieter. Beide Interessensgruppen können erkennen, inwieweit den Nachfragern im deutschen TK-Markt der existierende Wettbewerb bewusst ist, wie ihre Nutzungsstrukturen aussehen und wie ihre Entscheidungen begründet sind. Außerdem wird ihnen deutlich, dass einzelne Nachfrager sehr unterschiedlich auf den Wettbewerb reagieren und wodurch sich diese verschiedenen Nachfrager auszeichnen. Schließlich zeigen sich beiden Interessensgruppen Hinweise auf die Faktoren, die aus Nachfragersicht fördernd oder hemmend für die Akzeptanz des Wettbewerbs anzusehen sind.
Der Diskussionsbeitrag steht zum Download zur Verfügung.