Produktivitätsentwicklung der deutschen Strom- und Gasnetzbetreiber – Untersuchungsmethodik und empirische Ergebnisse (Nr. 268) © Photo Credit: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Produktivitätsentwicklung der deutschen Strom- und Gasnetzbetreiber – Untersuchungsmethodik und empirische Ergebnisse (Nr. 268)

Neuer Diskus: Produktivitätsentwicklung der deutschen Strom- und Gasnetzbetreiber –Untersuchungsmethodik und empirische Ergebnisse

Andreas Hense, Marcus Stronzik

Produktivitätsentwicklung der deutschen Strom- und Gasnetzbetreiber –Untersuchungsmethodik und empirische Ergebnisse
Nr. 268 / September 2005

Zusammenfassung

Im Rahmen einer anreizorientierten Regulierung kommt der Bestimmung des Produktivitätsfaktors eine zentrale Bedeutung zu. Er ergibt sich aus dem Produktivitätsdifferential der regulierten Branche oder Unternehmung im Vergleich zur Gesamtwirtschaft. Aufgrund fehlender unternehmensspezifischer Daten ist die Ermittlung der Produktivitätsrate für die deutsche Energie-regulierungsbehörde zum jetzigen Zeitpunkt nicht ohne weiteres möglich. Hinweise über die Produktivität der zu regulierenden Unternehmen lassen sich aber mit Hilfe von Produktivitätskennzahlen gewinnen, die sich aus einfachen Input Output-Quotienten ableiten lassen und auf aggregierte Sektordaten zurückgreifen.

Das gängige Maß ist die Totale Faktorproduktivität (TFP). Um die TFP für einzelne Unternehmen oder Sektoren zu bestimmen, werden alle relevanten Inputs und Outputs auf der Basis von Preisinformationen zu einem Index aggregiert. Dabei werden sie entsprechend ihren Anteilen an den Gesamtkosten bzw. Gesamterlösen gewichtet. Als geeigneter Index für den Vergleich der Veränderungen der Produktivitäten gilt dabei gemeinhin der Tornquist-Index, der den gewichteten geometrischen Durchschnitt der eingesetzten Mengenrelationen abbildet. Als Gewichte dienen dabei die einfachen Durchschnitte der Wertanteile in den jeweiligen Perioden.

Unter Verwendung von Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) ergibt sich zwischen Gesamtwirtschaft und der Energiebranche ein Produktivitätsdifferential in Höhe von 0,5%. Das Energieaggregat der VGR umfasst jedoch neben den Strom- und Gasversorgern auch den Bereich der Fernwärme. Zudem erlaubt es keine weitere Differenzierung nach Wertschöpfungsstufen. Abhilfe kann hier ein Rückgriff auf technische Daten leisten. Für die Produktivitätsberechung der Stromnetzbetreiber ergibt sich so ein Differential zur Gesamtwirtschaft in Höhe von 1,3%. Für den Gasnetzbereich liegt dieser Wert bei 1,7%. Allerdings kann beim technisch orientierten Ansatz die Konsistenz des Datensatzes aufgrund unterschiedlicher Datenquellen nicht uneingeschränkt gewährleistet werden.

Letztlich ist die Erhebung detaillierter Daten auf Unternehmensebene zwingend erforderlich, um weiterführende Regressionsansätze bzw. aussagekräftige nicht-parametrische Verfahren anwenden zu können. Nur so lassen sich gehaltvolle Aussagen über die Effizienz einzelner Netzbetreiber treffen und angemessene Produktivitätsziele ableiten. Dabei sollte beachtet werden, dass die Höhe des X-Faktors nicht einfach mit der Höhe der historischen Rate der herangezogenen Vergleichsperiode gleichzusetzen ist.

In den ersten Jahren einer wirkungsvollen anreizorientierten Regulierung der Stromund Gasnetzbetreiber ist aufgrund des höheren Anpassungs- und Innovationsdrucks mit höheren jährlichen Produktivitätsfortschritten als in der Vergangenheit zu rechnen.

Der Diskussionsbeitrag steht zum Download zur Verfügung.