Oliver Franz, Marcus Stronzik
Berechnung zum generellen X-Faktor für deutsche Strom- und Gasnetze: Produktivitäts und Inputpreisdifferential
Nr. 277 / Juli 2006
Zusammenfassung
Im Kontext der Gespräche zwischen der Bundesnetzagentur (BNetzA) und den Netzbetreibern hinsichtlich einer künftigen Anreizregulierung bilden die allgemeinen Effizienzvorgaben (X-Faktor) einen Schwerpunkt der Diskussionen. Die Effizienzvorgaben drücken dabei nicht nur die über bzw. unter dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt liegenden Möglichkeiten des regulierten Netzsektors zu Verbesserungen der Faktorproduktivität aus (Produktivitäts-differential) sondern auch die branchenspezifischen Unterschiede gegenüber der Gesamtwirtschaft bei der Entwicklung der Inputpreise(Inputpreis-differential).
Die vorliegende Studie versucht einen konstruktiven Beitrag zu den laufenden Konsultationsgesprächen zu leisten, indem die wichtigsten Diskussionspunkte näher beleuchtet werden. Hinsichtlich der Ermittlung des Produktivitäts-differentials wird eingewendet, dass anstelle der von der BNetzA als Outputproxy verwendeten Datenreihe der Fachserie 4 des Statistischen Bundesamtes (DESTATIS) Werte aus der Fachserie 18 herangezogen werden sollten, was aufgrund des weniger genauen Sektorzuschnitts dieser Fachserie jedoch nicht anzuraten ist.
Ferner wird angemahnt, dass die Ergebnisse durch den Einfluss des „Kohlepfennigs“ zuungunsten der Energiewirtschaft verzerrt seien und daher das Jahr 1996, in dem diese Subvention abgeschafft wurde, unberücksichtigt bleiben sollte. Zu beachten ist dabei allerdings, dass in den Jahren zuvor stufenweise Erhöhungen des Kohlepfennigs die Ergebnisse zugunsten der Netzbetreiber beeinflusst haben.
Die BNetzA zieht zur Messung der Produktivitätsentwicklung im Energiesektor einen Zeitraum von 1977 bis 1997 heran, der aus datentechnischen Gründen in zwei verschieden lange Teilzeiträume zerlegt wird. Die Gleichgewichtung beider Teilzeiträume stößt dabei auf Kritik. Im diesem Kontext wird auch die Möglichkeit der Verwendung eines so genannten „Ehrgeizfaktors“ kontrovers diskutiert, wobei internationale Erfahrungen bestätigen, dass anreizorientierte Reformen signifikant positive Effekte auf die Entwicklung der Produktivität der Netzbetreiber haben. Zur Verbesserung der allokativen Effizienz erscheint daher ein „Ehrgeizfaktor“ zumindest für die erste Regulierungsperiode sinnvoll.
Bei der Abbildung der Entwicklung der Inputpreise im Energiesektor stützen sich die Berechnungen der BNetzA auf privatwirtschaftliche Zeitreihen. Hinsichtlich der Ableitung eines Inputpreisdifferentials ist jedoch von der Verwendung nicht öffentlich zugänglicher Indexreihen aus Gründen der Transparenz regulatorischer Entscheidungen tendenziell abzuraten. Eigene Berechnungen auf Basis von Daten von DESTATIS führten allerdings auch nicht zu einem befriedigenden Ergebnis, was ausschließlich durch das betrachtete Zeitintervall bedingt war. Seit 1995 führt DESTATIS hinreichend detaillierte Indexreihen, um einen aussagefähigen Indikator für die Netzbetreiber ableiten zu können.
Der Diskussionsbeitrag steht zum Download zur Verfügung.