Wettbewerb im Markt für Erdgasspeicher (Nr. 305) © Photo Credit: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Wettbewerb im Markt für Erdgasspeicher (Nr. 305)

Marcus Stronzik, Margarethe Rammerstorfer, Anne Neumann
Neuer Diskussionsbeitrag

Marcus Stronzik, Margarethe Rammerstorfer, Anne Neumann

Wettbewerb im Markt für Erdgasspeicher

Nr. 305 / März 2008

Zusammenfassung

Erdgasspeicher nehmen eine zunehmend bedeutendere Rolle ein, da sie als Flexibilitätsinstrument zum saisonalen Ausgleich von Angebot und Nachfrage sowie zur kurzfristigen Arbitrage maßgeblich zur Wettbewerblichkeit im Erdgasmarkt beitragen können. Ziel der Studie ist es, ein Monitoringtool zu entwickeln, mit dessen Hilfe die Funktionsfähigkeit des Erdgasmarktes evaluiert werden kann. Zentral für diesen Ansatz ist die intertemporale Ausgleichsfunktion von Erdgasspeichern.

Analytische Basis der Untersuchungen ist die Theory of Storage (Theorie der Lagerhaltung), aus der Hypothesen für einen wettbewerblich funktionierenden Markt abgeleitet werden können. Die empirische Überprüfung mittels Ordinary Least Squared (OLS) Regressionen ist im Kern ein Test auf Arbitragefreiheit, eine Bedingung, die in funktionierenden Märkten Gültigkeit besitzen muss. Die Analyse der wichtigsten europäischen Handelsplätze Title Transfer Facility Hub (TTF, Niederlande), Zeebrügge (Belgien) und dem National Balancing Point (NBP, Vereinigtes Königreich) ergibt ein geteiltes Bild. Die zur Abbildung der Opportunitätskosten (Kapitalbindung) und –nutzen (Convenience Yield) der Lagerhaltung berücksichtigten Parameter weisen gemäß den aufgestellten Hypothesen an allen Handelsplätzen in der Regel einen signifikanten Erklärungsgehalt auf, so dass die grundsätzlichen theoretischen Wirkungszusammenhänge empirisch nicht widerlegt werden können.

Die Ergebnisse weichen hingegen deutlich von der wettbewerblichen Referenz ab. Somit konnte die Existenz von Arbitragemöglichkeiten aufgezeigt werden, was auf bestehende Defizite in der Schaffung eines wettbewerblichen Marktes hindeutet. Die Beurteilung der Wettbewerblichkeit der Märkte fällt daher negativ aus. Darüber hinaus konnte empirisch nicht bestätigt werden, dass der NBP aufgrund der wesentlich längeren Handelstradition sowie des hinsichtlich der Beförderung von Wettbewerb als günstig eingeschätzten regulatorischen Umfeldes näher am wettbewerblichen Benchmark liegt. Die drei Märkte weisen in der wettbewerblichen Performance keine signifikanten Unterschiede auf.

Das vorgestellte Modell erlaubt eine Überprüfung der Wettbewerblichkeit des Erdgasmarktes auch ohne explizite Informationen über Speicherfüllstände. Für eine Analyse des deutschen Erdgasmarktes liegen bisher noch keine ausreichenden Daten vor. Hier fehlt es u.a. grundsätzlich an verlässlichen Preisinformationen für Spot- und Futurespreise mit unterschiedlichen Fälligkeiten. Diese Angaben befinden sich derzeit im Aufbau und werden somit in absehbarer Zeit für eine Evaluierung mittels des dargestellten Monitoringtools zur Verfügung stehen.

Der Diskussionsbeitrag steht zum Download zur Verfügung.