Integration des deutschen Gasgroßhandelsmarktes (Nr. 333) © Photo Credit: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Integration des deutschen Gasgroßhandelsmarktes (Nr. 333)

Zusammenfassung

Ziel dieser Studie ist die Analyse der Entwicklung der Preiskonvergenz und der Informationseffizienz im deutschen Gasgroßhandelsmarkt im Anschluss an die Einführung des Zweivertragsmodells. Die Untersuchungen zur Preiskonvergenz stützen sich auf die Johansen Methode und den Ansatz zeitvarianter Koeffizienten unter Verwendung des Kalman Filters. Darüber hinaus wurde ein Fehlerkorrekturmodell auf Basis zeitvarianter Koeffizienten formuliert, mit dessen Hilfe die Informationseffizienz analysiert werden kann. Ausgangspunkt der Überlegungen war die räumliche Arbitragebedingung. Es wurden Preiszeitreihen für die beiden wesentlichen deutschen Marktgebiete, NetConnect Germany (NCG) und GASPOOL (GPL), sowie den niederländischen Handelspunkt Title Transfer Facility (TTF) Hub herangezogen. Ferner wurden Transportkosten explizit berücksichtigt.

Der Johansen Test zeigt eine nahezu vollständige Preiskonvergenz zwischen allen drei Regionen, wobei der TTF als Referenzmarkt für die deutschen Märkte identifiziert wird. Allerdings tendiert der Johansen Test zu einer Überschätzung der Preiskonvergenz, da er konstante Preisrelationen unterstellt, was vor dem Hintergrund des sich ständig wandelnden (regulatorischen) Umfeldes problematisch ist. Die Methode zeitvarianter Koeffizienten erscheint daher besser geeignet, da sie verändernden Rahmenbedingungen implizit Rechnung trägt. Sie führt zu etwas geringeren Werten für die Preiskonvergenz. Allerdings hat sich die Informationseffizienz der Gasgroßhandelsmärkte seit der verbindlichen Einführung des Zweivertragsmodells signifikant erhöht, insbesondere nach Gründung des Marktgebietes NCG im Oktober 2008.

Allerdings gibt es auch deutliche Anzeichen für weiteren Verbesserungsbedarf. Während der Gaskonflikt zwischen Russland und der Ukraine zu Beginn des Jahres 2009 keine Auswirkungen auf die Informationsverarbeitung zwischen Deutschland und den Niederlanden hatte, führte die daraus resultierende Verknappung innerhalb Deutschlands zu einem ineffizientem Preisverhalten. Das Anliegen der Bundesregierung und der Bundesnetzagentur, ein einheitliches Gasmarktgebiet in Deutschland zu etablieren, erscheint vor diesem Hintergrund gerechtfertigt und auch ratsam, damit die Märkte weniger anfällig gegen externe Schocks werden. Ferner konnten Preisdifferenzen zwischen den Märkten identifiziert werden, die über die reinen Transportentgelte hinausgehen. Diese Preisaufschläge deuten auf bestehende Kapazitätsengpässe hin, die grenzüberschreitend ca. 2,5-mal höher liegen als im innerdeutschen Gastransport. Daher scheinen sowohl die Bemühungen, Verbesserungen im grenzüberschreitenden Transport zu erreichen, als auch die Überarbeitung der Regeln zur Vermarktung nicht genutzter Netzkapazitäten unterstützenswert.

Der Diskussionsbeitrag steht zum Download zur Verfügung.