Marktmachtanalyse für den deutschen Regelenergiemarkt (Nr. 337) © Photo Credit: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Marktmachtanalyse für den deutschen Regelenergiemarkt (Nr. 337)

Zusammenfassung

  • Der Beitrag untersucht den Markt für Elektrizitäts-Minutenreserve (tertiäre Regelenergie) in Deutschland im Jahr 2008. Mit über 200 Millionen Euro machte dieser etwa 15% der Kosten für Systemdienstleistungen aus.
     
  • Die Beschaffung von Minutenreserven ist als diskriminierende Auktion ausgestaltet. Sie folgt einem zweistufigen Prozess für Kapazität und Arbeit. Der Beitrag konzentriert sich auf den Kapazitätsteil, der 93% der Kosten ausmacht.
     
  • Zielsetzung ist, die Marktstruktur hinsichtlich der Frage zu analysieren, ob es Hinweise auf Möglichkeiten zur Markmachtausübung gibt.
     
  • Dafür werden verschiedene Konzentrationsmaße auf Ebene des Gesamtmarktes und der einzelnen Teilmärkte (Zeitscheiben, positive und negative Regelenergie) erhoben: Marktanteile, Herfindahl-Hirschman-Index, Pivotal Supplier Index, Residual Supply Index, sowie eine Analyse der Preiselastizität der Residualnachfrage.
     
  • Datenbasis sind die vollständigen, anonymisierten Gebote aller 29 Bieter des Jahres 2008.
     
  • Die Konzentrationsmaße zeigen, dass alle Teilmärkte durch enge Oligopole mit einem wettbewerblichen Rand kleinerer Unternehmen charakterisiert sind. Vier große Anbieter erfüllen durchweg die Vermutung gemeinsamer Marktbeherrschung gemäß § 19 Absatz 3 GWB. Die Rolle der Fringe-Anbieter ist allerdings gerade für positive Minutenreserve nicht vernachlässigbar. Die stärksten Hinweise auf Möglichkeiten zur Marktmachtausübung ergeben sich für einzelne Anbieter für negative Minutenreserve zwischen 0 und 8 Uhr.
     
  • Methodisch verdeutlichen die Resultate, dass es sinnvoll und notwendig ist, verschiedene Konzentrationsmaße gleichzeitig zu betrachten. Eine alleinige Anwendung, z.B. von Marktanteilen, kann in die Irre führen.
     
  • Die absolute Höhe der durchschnittlich erzielten Erlöse pro Kapazitätseinheit lässt sich schwer wettbewerbspolitisch beurteilen. Auffällig ist, dass die großen Anbieter deutlich höhere Durchschnittserlöse erzielen als die Fringe-Anbieter.
     
  • Um zu beurteilen, ob (unilateral oder multilateral) Marktmacht ausgeübt wird, sind weitere Analysen notwendig, die das Verständnis verbessern, welche Marktergebnisse unter den gegebenen Auktionsregeln im Rahmen eines (vollständigen oder oligopolistischen) Wettbewerbs zu erwarten wären.

Der Diskussionsbeitrag steht zum Download zur Verfügung.