Zusammenfassung
Die steigende Nachfrage nach Energie, gleichzeitig immer knapper werdende fossile Ressourcen und der fortschreitende Klimawandel führen dazu, dass auf europäischer und nationaler Ebene politische Zielsetzungen zur Reduktion des CO2-Ausstoßes sowie zur Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien festgelegt werden. Das gegenwärtige Energiesystem steht dadurch vor einem weitreichenden Transformationsprozess. Durch eine IKT-basierte Verknüpfung der einzelnen Wertschöpfungsstufen besteht die Möglichkeit, dass neue Akteure in das System eintreten und innovative Geschäftsmodelle entstehen. Dadurch können sich neue, plattformbasierte Interaktionsmöglichkeiten zwischen den einzelnen Akteuren der Wertschöpfungskette ergeben. Ziel dieses Diskussionsbeitrages ist es, diese Interaktionsmöglichkeiten aus theoretischer und praktischer Sicht näher zu beleuchten.
Die Theorie der zweiseitigen Märkte bietet einen geeigneten Rahmen, um plattformbasierte Interaktionen zu beschreiben, ihr Muster zu verstehen und entstehende Netzwerkeffekte zu analysieren. Am Beispiel von vier E-Energy-Modellregionen wird untersucht, welche Ansätze zur praktischen Ausgestaltung bereits vorliegen. In allen betrachteten Modellregionen werden auf regionalen Spezifika aufbauende „E-Energy Marktplätze" entwickelt, die plattformbasierte Interaktionen simulieren.
Aus der Analyse geht hervor, dass die Ansätze von einer hohen Diversität geprägt sind. Fokussiert man sich auf die Schnittstelle zwischen regulierter und marktlicher Ebene, so wird deutlich, dass in den einzelnen Modellregionen sehr unterschiedliche Verständnisse vorherrschen. Im Wesentlichen kann zwischen netzbetreiberdominierten (Modellregion Mannheim, moma) und marktdominierten (Modellregionen eTelligence, MeRegio, RegModHarz) Ansätzen unterschieden werden.
Der Blick ins Feld zeigt mithin, dass eine wesentliche Herausforderung darin bestehen wird, die Schnittstelle zwischen marktlichen und regulierten Wertschöpfungsstufen in diesem Transformationsprozess neu zu definieren, Rollen und Verantwortlichkeiten festzulegen und diese in konsistente Anreizsysteme einzubetten, damit sich tragendende Geschäftsmodelle möglich werden. Dies erfordert auch eine kritische Kompatibilitätsprüfung mit dem gegenwärtigen Regulierungsregime.
Der potenzielle Mehrwert einer plattformbasierten Interaktion wird perspektivisch in einer effizienteren Ressourcenallokation und damit einer Optimierung der Zieltrias (Umweltverträglichkeit, Wirtschaftlichkeit und Versorgungssicherheit) gesehen. Zum jetzigen Zeitpunkt lassen jedoch noch keine konkreten, quantifizierbaren Aussagen zum Mehrwert ableiten.
Der Diskussionsbeitrag steht zum Download zur Verfügung.