Zusammenfassung
Kabelfernsehnetze spielen eine zunehmend wichtige Rolle auf dem Markt für Breitbandanschlüsse in Deutschland. Nach einem späten Markteinstieg und steilem Kundenwachstum während der letzten Jahre erzielen die Kabelunternehmen derzeit einen Marktanteil von über 13 Prozent am Breitbandmarkt.
Die besondere Aufmerksamkeit dieser Studie gilt jedoch weniger dem absoluten Marktanteil, sondern dem Kabelanteil von mittlerweile 61 Prozent an den jährlichen Nettozuwächsen bei den Breitbandanschlüssen. Auch die Tatsache, dass bereits knapp die Hälfte aller Haushalte in Deutschland über die Kabelnetze hochbitratige Anschlüsse mit 100 Mbit/s und mehr beziehen können, macht die wachsende Bedeutung dieser Breitbandinfrastruktur deutlich. Kabel bietet somit Geschwindigkeiten, wie sie bei den klassischen Telekommunikationsanbietern (Telcos) erst nach Errichtung von neuen NGA-Glasfasernetzen möglich sind. Deren FTTB bzw. FTTH-Netze sind hingegen erst für 2,5 Prozent der Haushalte in Deutschland verfügbar.
Im Zentrum dieser Studie steht die Frage, welche Strategien die Kabelunternehmen verfolgen, um den Weg in die NGA-Welt weiter zu beschreiten. Es wird insbesondere analysiert, welche Optionen im Kabel bestehen, um bei steigender Nachfrage ausreichend Kapazitäten für hochbitratige Anschlüsse zu schaffen. Es wird dargestellt, wie Kabelnetze sukzessive und nachfrageorientiert von Hybrid Fibre Coax (HFC)- über „Deep Fibre"- hin zu Radio Frequency over Glas (RFoG)-Netzen mit Glasfaserstrecken bis zu den Gebäuden weiterentwickelt werden können.
Im Rahmen von zwei Case Studies wird verdeutlicht, wie auf unterschiedlichen Ebenen eine Konvergenz von Kabel- und NGA-Glasfasernetzen stattfindet. Im Fall von NetCologne wird die Produktkonvergenz beider Netztypen aufgezeigt. Das Beispiel Kabel Deutschland zeigt, dass Kabelnetze in ihrem Endausbauzustand auf der Infrastrukturebene FTTB-Netzen entsprechen.
In einem Exkurs wird die Frage untersucht, ob sich Breitbandanschlüsse über Kabel hinsichtlich der IT-Sicherheit von anderen TK-Netzen unterscheiden. Es zeigt sich, dass der Schwerpunkt der Risiken nicht auf der Infrastrukturebene, sondern bei den IP-Diensten liegt und Kabelbreitbandanschlüsse insofern ein vergleichbares IT-Sicherheitsniveau wie andere NGA-Netze bieten.
Um die wettbewerbliche Wirkung gut ausgebauter Kabelnetze auf das Investitionsverhalten der Telekommunikationsunternehmen bezüglich NGA-Glasfasernetze besser einschätzen zu können, werden mit den Niederlanden und der Schweiz zwei internationale Vergleichsmärkte untersucht, in denen der Infrastrukturwettbewerb auf dem Breitbandzugangsmarkt durch die Kabelnetzbetreiber bereits weit fortgeschritten ist. In diesen Ländern zeigt sich deutlich, dass dieser Wettbewerb Druck auf die Telcos ausübt und somit Kabelnetze auf NGA-Investitionen als beschleunigender Katalysator wirkt.
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