Zusammenfassung
Seit 2005 ist die Deutsche Post dazu verpflichtet, Kunden und Wettbewerbern einen diskriminierungsfreien Netzzugang zu gewähren. Die Ausgestaltung und Preise des Netzzugangs sind wichtig für die Entwicklung des Wettbewerbs. In Deutschland gewinnt der auf Netzzugang basierende Konsolidierungswettbewerb zunehmend an Bedeutung. Diese Studie steht untersucht die Rolle der Konsolidierer im deutschen Postmarkt.
Ziel der Studie ist es, Implikationen für die deutsche Regulierungspraxis und den Wettbewerb im Postmarkt zu diskutieren. Dazu wird zunächst die Entwicklung des Konsolidierungswettbewerbs in Deutschland und die Ausgestaltung und Nutzung des Netzzugangs im internationalen Vergleich mit Belgien, Frankreich, Großbritannien und den USA betrachtet. Anschließend wird die Rolle von Konsolidierern im deutschen Postmarkt dargestellt und die erwarteten Effekte des Netzzugang und der Konsolidierung anhand beobachtbarer Entwicklungen diskutiert.
Der Anteil der konsolidierten Sendungsmenge ist seit der Netzzugangsverpflichtung stetig gestiegen und erreichte 2011 ein ähnliches Volumen, wie das der durch Wettbewerber direkt zugestellten Sendungen. Maßgeblich für diese Entwicklung ist neben dem diskriminierungsfreien Zugang für Konsolidierer auch die stufenweise und deutliche Erhöhung der Teilleistungsrabatte und die sukzessive Senkung der Mindestmengen der Deutschen Post seit der vollständigen Marktöffnung 2008.
Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass die DPAG einen relativ weitgehenden Zugang zu ihrem Netz gewährt. Die Netzzugangspreise der DPAG liegen bei Werbesendungen auf einem relativ niedrigen Niveau und bei anderen Briefsendungen im Durchschnitt der betrachteten Länder. Die Nutzung von Teilleistungen und Netzzugang ist in Deutschland mittlerweile ähnlich stark ausgeprägt wie in anderen europäischen Staaten.
Positive Effekte von Konsolidierung auf die Gesamtsendungsmenge lassen sich für Deutschland nicht belegen, allerdings profitieren Versender direkt durch den höheren Anteil konsolidierter Sendungen an der Gesamtsendungsmenge: Einerseits können mehr Versender von geringeren Preisen durch (zusätzliche) Rabatte profitieren, andererseits erhöhen Konsolidierer durch ihre Beratungstätigkeit die Transparenz im Markt und senken dadurch die Such- und Transaktionskosten.
Die positive Entwicklung des Konsolidierungswettbewerbs scheint bisher klar zu Lasten des Zustellwettbewerbs zu gehen. Dies ist insofern problematisch, als dass die aktive Förderung des Netzzugangs durch die DPAG (durch niedrigere Teilleistungsentgelte) als Reaktion auf den Zustellwettbewerb diesen verdrängen könnte. Daher erscheint eine Verschärfung der Ex-post-Aufsicht angeraten, bspw. durch eine im Postgesetz verankerte, explizite Vorlagepflicht der DPAG von Teilleistungsverträgen und Kostenunterlagen bei Veränderungen der Teilleistungsentgelte und -konditionen.
Der Diskussionsbeitrag steht zum Download zur Verfügung.