Auswirkungen der Digitalisierung auf die Zustelllogistik (Nr. 433) © Photo Credit: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Auswirkungen der Digitalisierung auf die Zustelllogistik (Nr. 433)

Der dynamisch wachsende elektronische Handel führt zu Veränderungen in den traditionellen Güter- und Dienstleistungsmärkten. Diese WIK-Studie untersucht die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Paket- und Zustellbranche.

Zusammenfassung

Der dynamisch wachsende elektronische Handel bringt seit einigen Jahren weitreichende Veränderungen für die traditionellen Güter- und Dienstleistungsmärkte mit sich. Oftmals ist in Hinblick auf die Digitalisierung und intelligenten Vernetzung in der Zustelllogistik plakativ von einer „Logistik-Revolution" zu lesen. Neue Geschäftsmodelle mittels „Sharing Economy" und die zunehmende Integration der Logistik in die Wertschöpfungsketten der Versender führen zu Bedenken, dass es zu disruptiven Umwälzungen im Markt kommen kann, bei denen die Geschäftsmodell etablierte Anbieter in den Post- und Logistikmärkten zukünftig durch die Ausweitung der Geschäftstätigkeiten großer Online-Händler und das Auftreten neuer Marktteilnehmer marginalisiert werden. Vor diesem Hintergrund hat das WIK die wesentlichen Auswirkungen der Digitalisierung und des zunehmenden Online-Handels auf die Prozesse, Geschäftsmodelle und die Wertschöpfungsketten in der postalischen Zustelllogistik untersucht.

Mit dem Wachstum im e-Commerce steigen die Ansprüche der Versender und Empfänger an die Flexibilität und Qualität der Zustellung, was zu einer steigenden Komplexität in der Zustelllogistik führt. Gleichzeitig ermöglicht die Digitalisierung Innovationen und Produktivitätssteigerungen. Durch den Einsatz neuer Technologien steigt bereits seit einigen Jahren die Qualität der Zustellung. Die Laufzeiten und angebotenen Dienste heutiger Standardpakete entsprechen weitgehend jenen, die vormals nur bei wesentlich teureren Expresssendungen verfügbar waren. Die zunehmende Relevanz der Datenströme ermöglicht neue Dienstleistungen, die an die bestehende Wertschöpfungskette anknüpfen und darauf aufbauen. Neue Anbieter schaffen Schnittstellen, die die Interoperabilität unterschiedlicher Versender und KEP-Dienstleister ermöglichen und vereinfachen. Zudem werden neue Zustelloptionen als Ergänzung zur klassischen Paket- und Haustürzustellung im Markt getestet.

Die Analyse und Diskussion zeigt, dass erhebliche disruptive Entwicklungen weder erkennbar noch zu erwarten sind. Vielmehr ist eine stetige Transformation zu beobachten, bei der sich die etablierten KEP-Geschäftsmodelle nachfrage- und technologiegetrieben weiterentwickeln. Die Transformation erfolgt dabei – im Vergleich zu anderen Branchen – in einer überschaubaren Geschwindigkeit, da der Aufbau und die Veränderung einzelner Stufen der Wertschöpfungskette für den physischen Transport mit hohen Investitionen einhergehen, beispielsweise für Immobilien, die nur schrittweise umgesetzt werden können.

Die durch den e-Commerce angestoßenen Veränderungen im Handel bieten ein großes Potential für Wachstum in der KEP-Branche von der neben den großen Paketdienstleistern auch kleinere Unternehmen profitieren können. Erfolgreiche Ansätze und Geschäftsmodelle neuer Anbieter werden von den etablierten KEP-Dienstleistern adaptiert. Der Eintritt neuer Akteure führt somit nicht zu einer Verdrängung der bisherigen Dienstleister sondern zu einer Ausweitung des Dienstleistungsangebots und im Endeffekt zu einer wettbewerblich getriebenen Weiterentwicklung der Zustelllogistik.

Der Diskussionsbeitrag steht zum Download zur Verfügung.

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