Zusammenfassung
Der Online-Handel in Deutschland und im europäischen Ausland wächst seit Jahren deutlich. Besonders hoch sind die Wachstumsraten beim grenzüberschreitenden Handel. Um diese Entwicklungen zu unterstützen und den grenzüberschreitenden E-Commerce in Europa zu fördern, hat die Europäische Kommission 2012 mit der Veröffentlichung eines Grünbuchs zum integrierten Paketzustellmarkt in der EU die Entwicklung der so genannten Paketverordnung angestoßen, die 2018 in Kraft getreten ist.
Vor diesem Hintergrund hat das WIK die aktuelle Situation und derzeitige Entwicklungen des grenzüberschreitenden E-Commerce in Deutschland untersucht. Deutschland ist heute mit Großbritannien und Frankreich der wichtigste E-Commerce-Markt in Europa. Die deutschen Online-Händler sind im grenzüberschreitenden E-Commerce überdurchschnittlich aktiv. Auch deutsche Verbraucher tätigen ihre Online-Einkäufe zunehmend im (europäischen) Ausland. Gleichzeitig ist zu beobachten, dass ausländische Online-Händler ihr Angebot für deutsche Verbraucher ausbauen.
Der deutsche Postmarkt bietet eine leistungsfähige Infrastruktur für den grenzüberschreitenden E-Commerce. Viele Paketdienstleister bieten landesweite Zustelldienste mit hoher Qualität, mehrere große Dienstleister betreiben Zustellnetze in Deutschland und im europäischen Ausland. Die vielfältigen Angebote der in Deutschland tätigen Zustellunternehmen vereinfachen die Aktivitäten deutscher Händler im Ausland und ausländischer Händler in Deutschland. Das hohe Wettbewerbsniveau im deutschen Zustellmarkt führt zudem zu einem vergleichsweise niedrigen Preisniveau. Die Preise für Exportpakete in Deutschland gehören zu den niedrigsten in ganz Europa.
Ein zentrales Motiv für die Verabschiedung der Paketverordnung war es, ungerechtfertigt hohe Preise für grenzüberschreitende Pakete im Vergleich zu inländischen Sendungen einzudämmen. Diese Studie zeigt, dass Versandkosten für deutsche Verbraucher kein zentrales Hemmnis für Bestellungen im Ausland sind. Zahlreiche ausländische Versandhändler liefern sogar kostenlos nach Deutschland. Öffentliche Listenpreise für Einzelpakete sind in der Regel jedoch deutlich höher als die Versandkosten, die Onlinehändler berechnen.
Auch für deutsche Online-Händler ist Logistik kein vorrangiges Hemmnis für Expansion in ausländische Märkte. Zentrale Hürden für Ausweitung von Angeboten für ausländische Verbraucher sind vielmehr Rechtsunsicherheit, bspw. unterschiedliche Steuergesetzgebungen, sowie Sprachbarrieren.
Die mit Inkrafttreten der Paketverordnung einhergehende höhere Preistransparenz ist grundsätzlich zu begrüßen. Aufgrund unserer positiven Beurteilung der Leistungsfähigkeit der Zustellmärkte in Deutschlanderwarten wir durch die Verordnung keine spürbaren Veränderung, insbesondere keine weiteren Preissenkungen für grenzüberschreitende Pakete.
Der Diskussionsbeitrag steht zum Download zur Verfügung.