Ökonomische Aspekte der räumlichen Erstreckung von Anschlussnetzen (Nr. 494) © Photo Credit: Robert Kneschke - stock.adobe.com

Ökonomische Aspekte der räumlichen Erstreckung von Anschlussnetzen (Nr. 494)

Glasfaserbasierte Anschlusslinien erlauben Längen über 100 km. Anhand eines vereinfachten FTTH PtP Investitionsmodells wird gezeigt, dass die auf den technischen Möglichkeiten basierende räumliche Ausdehnung bestehender Anschlussbereiche nur selten ökonomisch vorteilhaft ist.

Zusammenfassung

Durch den Einsatz von Glasfasertechnologie entfallen die technischen Längenrestriktionen eines Kupferanschlussnetzes und es ist eine deutliche Ausweitung von Verzweiger- und Anschlussbereichen möglich. Die Beschränkungen, insbesondere durch verschiedene Dämpfungseffekte bei Kupfer-Doppeladern, entfallen bei den Glasfasern.

Nachdem die technischen Bestimmungsfaktoren für die Reichweite von glasfaserbasierten Anschlusslinien im WIK Diskussionsbeitrag Nr. 493 herausgearbeitet wurden, wird in dem hier vorliegenden Diskussionsbeitrag der Frage nach den ökonomischen Bestimmungsfaktoren einer räumlichen Erstreckung von Anschlussbereichen nachgegangen.

Dazu bedient sich die Untersuchung eines einfachen, für diesen Zweck entwickelten Kostenmodells zur Ermittlung der Investitionen pro Anschluss für eine FTTH PtP Architektur.

Aus ökonomischer Sicht zeigen sich die längenabhängigen Investitionen in Kabel- und Gräben als limitierender Faktor für die räumliche Erstreckung bzw. Ausweitung von Anschlussbereichen. Es ist stets günstiger, den Zuschnitt der Verzweigerbereiche eher klein auszulegen. Hierbei ist die Anzahl der Gebäude wesentlich, weniger die absolute Anzahl der Anschlüsse. Gleiches gilt für die Hauptkabeltrassen oder auch Backhaul-Anbindungen. Eine Zusammenfassung von benachbarten Anschlussbereichen über Backhauling ist in bestimmten Fällen möglich und sinnvoll. Dies gilt vor allem für kleine Anschlussbereiche und kurze Backhaul-Strecken von nicht mehr als 10 bis15 Kilometer.

Allgemein bekannte Ausbauregeln, den Zuschnitt von Verzweigerbereichen beispielsweise an den Kapazität von Faserverzweigern auszurichten, konnten nicht bestätigt werden. Vielmehr wurde gezeigt, dass die längenabhängigen Investitionen diese Überlegungen klar dominieren.

Die hier vorgestellten, modellbasierten Analysen zeigen, dass die Leistungsfähigkeit von FTTH PtP Anschlusslinien bzgl. der technisch erzielbare Reichweite (räumlichen Erstreckung) durch die ökonomischen Zusammenhänge in der Regel nicht ausgeschöpft werden sollten. Nur in Fällen vereinzelter Anschlüsse oder kleiner Siedlungen ist der Verzicht auf einen eigenständigen Anschlussbereich ökonomisch vorteilhaft.