Nutzung digitaler Anwendungen im Mittelstand – Nutzersegmente, Trends und Konnektivitätsanforderungen (Nr. 522) © Photo Credit: Summit Art Creations - stock.adobe.com

Nutzung digitaler Anwendungen im Mittelstand – Nutzersegmente, Trends und Konnektivitätsanforderungen (Nr. 522)

WIK identifiziert sektorübergreifende Nutzersegmente von KMU und entwickelt mögliche Zukunftsszenarien für das Jahr 2030.

KMU lassen sich anhand ihres IKT-Nutzungsverhaltens den fünf Gruppen „Digitale Einsteiger“, „Digitale Chancennutzer“, „Lieferkettengetriebene Digitalisierer“, „Digitale Experten“ und „Digitale Industrie-Champions“ zuordnen. Heute entfallen fast drei Viertel aller KMU auf das Segment der „Digitalen Einsteiger“. Eine Vielzahl von Faktoren ist dafür ausschlaggebend, wie sich diese Unternehmen innerhalb der nächsten fünf Jahre weiterentwickeln und wie sich die Anteile zwischen den Segmenten dadurch verschieben werden.

Bei der Nutzung digitaler Anwendungen ist ein deutlicher Nachholbedarf des Mittelstands gegenüber Großunternehmen feststellbar, der innerhalb des heterogenen KMU-Segments und in verschiedenen Anwendungsclustern wiederum unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Vor diesem Hintergrund werden in der vorliegenden Studie über die KMU-Nachfragesegmentierung des WIK branchenübergreifend Unternehmen nach ihrem IKT-Nutzungsverhalten in unterschiedliche Nutzersegmente eingeteilt und ihre Anforderungen an die Konnektivität abgeleitet.

„Digitale Einsteiger“ bilden heute die mit Abstand größte Nutzergruppe. Diese nutzen insbesondere Basisanwendungen im Bereich Web- und App-Technologien. „Digitale Chancennutzer“ haben das Potential digitaler Anwendungen zur Stärkung ihrer Wettbewerbsfähigkeit erkannt und setzen diese gezielt und proaktiv ein. Auch „Lieferkettengetriebene Digitalisierer“ nutzen intensiv IKT-Anwendungen, agieren dabei jedoch eher reaktiv auf die Vorgaben ihrer vor- und nachgelagerten Geschäftspartner. Eine intensive Nutzung über alle Anwendungscluster hinweg weisen die eher kleinen Nutzersegmente der „Digitalen Experten“ und „Digitalen Industrie-Champions“ auf. Während letztere größtenteils mehr als 50 Mitarbeiter im produzierenden Gewerbe beschäftigen, umfasst das Segment der „Digitalen Experten“ insbesondere Start-ups und Unternehmen, bei denen IKT den Kern des jeweiligen Geschäftsmodells bildet. 

Da die Nachfrage nach digitalen Anwendungen von vielfältigen und teils unsicheren Einflussfaktoren abhängt, sind bis zum Jahr 2030 verschiedene Verschiebungen zwischen den Nutzersegmenten denkbar. Bei einer Fortschreibung der absehbaren Trends und Umsetzung bestehender Planungen („Trendszenario“) vollzieht sich die digitale Transformation im Mittelstand schrittweise. „Digitale Einsteiger“ werden graduell in die stärker digitalisierten Nutzersegmente hineinwachsen. Ein „optimistisches Szenario“ könnte insbesondere entstehen, falls unerwartete Fortschritte bei der Integration neuer Technologien in bedarfsgerechte und wettbewerbsfähige IKT-Dienste erzielt werden können, die idealerweise noch um gezielte Digitalisierungsförderung ergänzt werden. Unterbleiben hingegen wichtige Weichenstellungen und verstärken sich ggf. durch unvorhersehbare Ereignisse, stellen KMU selbst ihre derzeit geplanten Digitalisierungsvorhaben zurück und vollziehen die digitale Transformation deutlich langsamer, als dies aus heutiger Sicht wahrscheinlich erscheint. 

Von zentraler Bedeutung für die Umsetzung der zukünftigen Digitalisierungsvorhaben von KMU ist eine angemessene Breitbandversorgung, die auch den perspektivischen Anforderungen an Bandbreite, Qualität und IT-Sicherheit gerecht wird. Gerade für die Veränderungsmöglichkeiten von KMU sind dabei auch Möglichkeiten zur Skalierbarkeit von zentraler Bedeutung. Dabei reicht das Spektrum der Anforderungen von Kleinstunternehmen, deren Ansprüche anspruchsvollen Privatkunden ähneln, bis hin zum global agierenden Mittelstand mit einem Bedarf, der eher Großunternehmen gleicht.