Eine wachsende Anzahl von Endgeräten, die Daten aufnehmen und übertragen können, haben unseren Zugang zu Daten wesentlich verbessert. Neue Arten des Datentransports, der Datenspeicherung und der Datenanalyse haben zusehends neue Geschäftsmodelle ermöglicht. All dies deutet auf einen Trend hin zu einem nachhaltigen strukturellen Wandel, hin zu einer datengetriebenen Wirtschaft. Das veröffentliche Papier trägt dieser Entwicklung Rechnung und zeichnet zunächst die Entwicklung von datenbasierten Geschäftsmodellen entlang der Evolution und Verbreitung des Internets nach. Es kann gezeigt werden, dass es den indizierten Strukturwandel tatsächlich gibt und dieser zahlreiche Implikationen für Politiker und Regulierer hat.
Zunächst entwickelt das Papier eine systematische Herangehensweise zur Analyse der datengetriebenen Wirtschaft. Dabei werden drei maßgebliche Eigenschaften der datengetriebenen Wirtschaft deutlich: (1) Daten haben enormen wirtschaftlichen Einfluss über alle Wirtschaftszweige hinweg; (2) in der datengetriebenen Wirtschaft finden sich an allen Stellen (potenziell) zweiseitige Marktsituationen vor; und (3) bisher ist unklar, welche Stufe der Wertschöpfung sich als die letztlich einflussreichste in der datengetriebenen Wirtschaft herausstellen wird.
Ausgehend von diesem dritten Ergebnis wurden die Geschäftsmodelle, Marktentwicklungen und absehbaren strategische Optionen innerhalb der einzelnen Wertschöpfungsstufen der datengetriebenen Wirtschaft näher untersucht. Insbesondere wurde dabei das Augenmerk auf die folgenden Bereiche gelegt:
- Mobile Endgeräte
- Netzinfrastrukturen
- Cloud computing und Content Delivery Networks (CDNs)
- Online Werbung
- Video-Streaming
Für alle diese Bereiche wurde eine intensive Analyse des politischen und regulatorischen Umfelds durchgeführt, die Handlungsfelder für Politik und Regulierung aufzeigt. Unabhängig von der Wertschöpfungsstufe versuchen alle Marktteilnehmer einen möglichst großen Einfluss über die Wertschöpfung innerhalb der datengetriebenen Wirtschaft zu erlangen. Ist dies nicht über die Erweiterung des eigenen Geschäftsmodells zu erreichen, werden oft strategische Partnerschaften eingegangen. Diese können (zunächst) im Sinne des Verbrauchers sein, aber mittel- bis langfristig negative Folgen, z.B. für den Wettbewerb, haben, da es im Fall von Partnerschaften von ISPs und OTTs zu quasi managed services kommen kann. Ebenso bestehen für alle Marktteilnehmer starke Anreize immer mehr Daten zu sammeln auch wenn das konkrete Geschäftsmodell für die Monetisierung noch unklar ist. Konsumenten, die oft kostenlose Dienste nutzen, sind sich zumeist nicht darüber bewusst, ob und welche Daten über sie gesammelt und wie diese verwendet werden. Das Hauptproblem hierbei liegt darin, dass Konsumenten in vielen Fällen entweder aufgrund mangelnder oder schlechter Information bzw. zu geringem eignen Wissen keine echten Entscheidungen treffen können. Es sollte das Ziel für Politiker und Regulierer sein, Konsumenten genau diese Entscheidungen zu ermöglichen. Hierzu wird es zunächst wichtig sein, den Konsumenten und seine Informationsaufnahme besser zu verstehen. Nur so können wirkungsvolle Informationsmaterialien oder auch AGBs formuliert werden. Darüber hinaus muss klar sein, dass die Regulierung und Gesetzgebung für eine internationale Datenwirtschaft sinnvollerweise nicht mehr auf nationalem Niveau entwickelt und entschieden werden sollte. Dadurch entstehen sowohl für Verbraucher als auch Firmen unnötige Hindernisse.
Das Paper steht auf der Homepage der ITU zum Download zur Verfügung.
Siehe auch Präsentationen von Dr. René Arnold und Dr. Martin Waldburger auf dem 14th Global Symposium for Regulators "Capitalizing on the potential of the digital world" vom 3. bis 5. Juni 2014 in Manama, Bahrain und auf dem ITU MIIT Seminar 2014 "Broadband Development and Innovation using Internet" vom 30. Juni - 1. Juli 2014 in Yinchuan, China.
