WIK-Consult hat das norwegische Internet-Ökosystem und insbesondere die IP-Zusammenschaltung für die norwegische Kommunikationsbehörde (Nkom) untersucht. Zu diesem Zweck wurden eine Umfrage unter 100 Akteuren und zusätzliche Tiefeninterviews durchgeführt, die durch Sekundärforschung ergänzt wurden.
Der größte Teil der Zusammenschaltung und damit des Verkehrsaustauschs zwischen den norwegischen Marktteilnehmern erfolgt geografisch zentral in Oslo, an privaten Zusammenschaltungspunkten über abrechnungsfreie Vereinbarungen. Der kostenpflichtige Verkehrsaustausch über Transitvereinbarungen erfolgt zumeist über den öffentlichen Internet Exchange Point (IXP) in Oslo. Im europäischen Vergleich hat auch in Norwegen das Peering auf Kosten des Transits zugenommen, aber Transitvereinbarungen sind nach wie vor wichtig, insbesondere für kleinere Anbieter, aber auch für größere Anbieter als Backup. Trotz der Bedeutung von regionalem Peering für die Verteilung des Datenverkehrs ist dies aufgrund der begrenzten Präsenz von möglichen Peering-Partnern bei kleineren IXPs immer noch eingeschränkt.
Während IXPs den Datenverkehr austauschen, sind Rechenzentren die "Hotels", in denen die Daten und Anwendungen untergebracht sind. Dieser Sektor wurde 2018 durch eine Regierungsstrategie stark unterstützt, die nicht nur die Vorschriften vereinfachte, sondern auch die Qualität und Kapazität der internationalen Verbindungen erhöhte, was zu einer sehr guten Netzwerkgeschwindigkeit (15 Millisekunden) führte. Zusammen mit der Verfügbarkeit von natürlicher Kühlung und preiswerter grüner Energie ist dies für Cloud-Anbieter und Rechenzentren attraktiv.
Der Zusammenschaltungsmarkt scheint in Norwegen gut zu funktionieren, da es in den letzten fünf Jahren keine Streitigkeiten oder missbräuchliches Verhalten gegeben hat, was ein wichtiges Signal für die Regulierungsbehörden ist. In Norwegen scheint der Geist der Partnerschaft zwischen den Beteiligten sehr ausgeprägt zu sein. Content Distribution Networks (CDNs) sind meist in den Netzwerken der norwegischen Internet Service Provider (ISPs) angesiedelt. Die Anbieter von Inhalten und Anwendungen (CAPs) wurden nicht zu kostenpflichtigen Peering- oder Teiltransitvereinbarungen gezwungen, wie dies in anderen europäischen Ländern gelegentlich der Fall ist. Darüber hinaus gibt es eine gemäßigte Haltung zur Debatte über den "fairen Anteil" in Bezug auf mögliche Zahlungen von CAPs an ISPs, wobei der Schwerpunkt auf erhöhten Investitionen in mobile Netzwerke aufgrund von Fixed Wireless Access (FWA) liegt.
Auf der Grundlage unserer Analyse wurden mehrere politische Empfehlungen ausgesprochen, wie z. B. die mögliche Verbesserung der Ausfallsicherheit und Redundanz, eine stärkere regionale Verkehrslenkung und die Nutzung von Datenzentren in Norwegen für gesellschaftlich wichtige Dienste.
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Marktstudie zum norwegischen Internet-Ökosystem
Norwegen gehört zu den weltweit führenden Ländern in Bezug auf die Geschwindigkeit des verfügbaren Internetzugangs, was auf die umfangreiche Glasfaser- und Mobilfunkabdeckung zurückzuführen ist, die durch den drahtlosen Festnetzzugang ergänzt wird. Eine Besonderheit Norwegens ist die viel höhere Symmetrie des Upload-/Download-Verkehrs im Vergleich zum übrigen Europa aufgrund der Verfügbarkeit eines symmetrischen Glasfaserzugangs für Endkunden.