Teile der beobachteten Effekte lassen sich durch die aggregierte Veröffentlichung der Zahlen für FTTB und FTTH erklären, allerdings zeigt sich das Wachstum der Schere als anbieterübergreifender Trend. Diese hat verschiedene Ursachen:
- Die Nachfrage nach FTTH ist in Deutschland bisher relativ zurückhaltend, die Wechselbereitschaft der Kunden eher gering.
- Die ausbauenden Unternehmen verfolgen insbesondere bei Einfamilienhäusern Nachfrage-getriebene Ausbaustrategien und scheuen den Ausbau von Homes Connected, ohne dass eine Aktivierung des Anschlusses erfolgt. Zudem besteht endkundenseitig i. d. R. keine Zahlungsbereitschaft für Homes Connected but not Activated.
- Bei Mehrfamilienhäusern ist ein relevanter Teil der ausbauenden Unternehmen auch ohne Aktivierung an einem möglichst umfangreichen Ausbau interessiert, allerdings zeigen sich in der Ausbaupraxis diverse praktischen Hindernisse und Herausforderungen.
- Weitere Faktoren sind der gering ausgeprägte Vorleistungswettbewerb bei FTTH, operative Herausforderungen bei der praktischen Umsetzung der Nachverdichtung sowie strategische Verhaltensweisen einzelner Marktteilnehmer zur Stärkung ihrer Positionierung gegenüber ihren Wettbewerbern.
Wir schätzen, dass der Anschluss von jedem 1 % der Wohneinheiten im Rahmen der Nachverdichtung im Vergleich zum Initialausbau Mehrkosten in einer Größenordnung zwischen 69 und 108 Mio. € verursacht, die sich bei einer Vollerschließung auf Basis der heutigen Relation zwischen Homes Connected und Homes Passed auf 4,1 bis 6,4 Mrd. € summieren.
Vor diesem Hintergrund erscheint es geboten, Maßnahmen zur Verringerung der Schere zu identifizieren und umzusetzen. Empfehlungen dazu werden im Diskussionsbeitrag herausgearbeitet.