Im Zusammenhang mit der Preisregulierung von Australia Post hat die Australian Competition and Consumer Commission (ACCC) einen Beratungsauftrag an WIK-Consult vergeben. In dieser Studie. die am 20. Juni 2008 veröffentlicht wurde und die zum Download zur Verfügung steht, hat WIK-Consult die Verfahren untersucht und beurteilt, die Australia Post einsetzt, um Gemeinkosten auf Produkte zuzurechnen.
Nach australischem Postrecht kann Australia Post die Preise für Monopoldienste (Briefe bis 250 Gramm) nur dann erhöhen, wenn sie diese Erhöhung der Regulierungsbehörde anzeigt, und diese nicht widerspricht. Im Februar 2008 hat Australia Post eine Erhöhung des Standardportos um zehn Prozent, von A$ 0,50 auf A$ 0,55 angekündigt (‚price notification’). Die Preise für Monopolbriefe waren zuletzt 2002 erhöht worden.
Im Zuge ihrer Überprüfung der angekündigten Preiserhöhung hat die Regulierungsbehörde, die Australian Competition and Consumer Commission (ACCC) einen Beratungsauftrag an WIK-Consult vergeben. In dieser Studie hat WIK-Consult die Verfahren untersucht und beurteilt, die Australia Post einsetzt, um Gemeinkosten auf Produkte zuzurechnen. Die Beurteilung erfolgt vor dem Hintergrund der regulatorischen Vorgaben, die eine verursachungsgerechte Kostenzurechnung vorschreiben. Die Zurechnung von Gemeinkosten ist wesentlich zur Beurteilung der beantragten Preise, weil nur ein Teil der Briefprodukte (die reservierten) der Preisregulierung unterliegen.
Gemeinkosten, insbesondere Lohnkosten und andere betriebliche Aufwendungen sind im Postsektor quantitativ sehr bedeutsam: So sind mindestens zwei Drittel der Gesamtkosten von Australia Post Gemeinkosten, die gleichzeitig zur ‚Produktion’ von Monopoldiensten und nicht-reservierten Diensten erforderlich sind. Ein Beispiel für solche Gemeinkosten sind die Lohnkosten der Zusteller, die gleichzeitig reservierte Briefe (unter 250 Gramm) und andere Produkte zustellen.
Eine erstes Ergebnis der WIK-Consult-Untersuchung ist, dass die Dokumentation der von Australia Post vorgelegten Kostendaten unzureichend ist, und dass Australia Post andere Begrifflichkeiten und Definitionen verwendet als ACCC in ihren verbindlichen Vorgaben zur Kostenrechnung (‚Record Keeping Rules’). Diese Begriffsverwirrung behindert maßgeblich die Überprüfung der Kostendaten durch die ACCC.
Insgesamt wird die Kostenrechung der Australia Post als angemessen beurteilt, wenngleich die Studie in einigen Bereichen Bedenken äußert: Für einige Prozesse erscheinen die von Australia Post benutzten Zurechnungsfaktoren willkürlich, oder die Faktoren sind unzureichend dokumentiert. Die Bedenken richten sich insbesondere auf die Zurechnung von Transport- und Zustellkosten auf reservierte Briefprodukte einerseits sowie auf (liberalisierte) Expressbriefe und unadressierte Werbesendungen andererseits.
Im Juni 2008 hat die ACCC einen Entwurf ihrer Entscheidung zur Kommentierung veröffentlicht. Der Entwurf sieht vor, der gegenwärtig angekündigten Preiserhöhung trotz einiger Bedenken nicht zu widersprechen. Jedoch macht die ACCC in ihrem Entwurf einige Auflagen für die folgende Preiserhöhung (bzw. die vorangehende ‚price notification’ und die Überprüfung durch ACCC). Diese Auflagen beinhalten eine Revision der Verfahren zur Kostenzurechnung und eine grundlegende Überarbeitung der Dokumentation der regulatorischen Kostenrechnung (des ‚RAPM’, Regulatory Accounting Procedures Manual’). So heißt es im Entscheidungsentwurf: „In light of the concerns expressed by WIK regarding the level of detail in the RAPM, before any review of Australia Post’s cost allocation methodology, the ACCC considers that the first step is a review of the RAPM." Eine abschließende Entscheidung der ACCC über die angekündigte Portoerhöhung wird für August 2008 erwartet.
Die ACCC hat eine Kurzfassung des Berichts, als Anlage zu ihrem Entscheidungsentwurf zum Download veröffentlicht.